Die Natur des guten Vaters

Ich hörte vor ein paar Tagen einen Jungen ausrufen im Zug. Er rief seine Mutter an, um ihr mit zu teilen, dass er den Halt verpasst hatte. Er war total ausser sich. Als Begründung gab er an, dass er zu sehr mit dem Billet beschäftigt war. Die Mutter wurde etwas wütend und laut. Alle konnten das Schlamassel mithören, da er das Telefon auf Lautsprecher hatte. Er stieg dann mit mir beim nächsten Halt aus. Ich fragte ihn, wo er hin muss. Er sagte nur, dass er an dieser Haltestelle abgeholt werde und lief weiter.

Der Junge machte einen Fehler wegen einer Unachtsamkeit. Er hatte ein Problem. Darum rief er seine Mutter an und teilte es ihr mit. Die Eltern lösten das Problem für ihn, indem sie ihn an der neuen Haltestelle abholten. Es wäre aber besser gewesen, das Problem durch das Kind lösen zu lassen. Es hätte gelernt, dass Fehler OK sind aber wenn immer möglich selbst gelöst werden müssen. (Da wir die Situation nicht kennen, gehe ich von der Annahme aus, dass das Verpassen des Zuges keine fatalen Folgen hatte)

Die Mutter hatte Angst und versuchte die Kontrolle über die Situation zu erlangen. Die Angst drückte sich aus in ihrem Zorn. Der Vater hatte sehr wahrscheinlich auch Angst und versuchte das Problem zu lösen, indem er seinen Sohn an der neuen Haltestelle abholte.

Gott löst unsere Probleme nicht. Er ermächtigt uns aber dazu, sie selbst zu lösen. Gott setzt nicht seinen Willen durch und nimmt uns die Möglichkeit der Wahl. Er unterstützt uns in unseren Entscheidungen und steht uns auch bei, wenn unsere Wahl nicht in seinem Interesse ist. Seine Liebe ist so gross und nimmt in Kauf, dass wir uns sogar gegen seine Empfehlung stellen. Auch wenn wir uns gegen ihn entscheiden, wartet er geduldig und mit offenen Armen, bis wir in den richtigen Zug steigen und an der von ihm vorgesehenen Haltestelle aussteigen. Das ist die Natur des guten Vaters.

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